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14. Dezember 2017

Denkst du zu viel? ;)

Uns fehlt nicht die Zeit, uns fehlt nicht die Kraft
Uns fehlt nicht das Geld, uns fehlt nicht die Macht
                     ....
Alles, was uns fehlt, ist die Solidarität
Ton Steine Scherben


Als ich das letzte Mal im Wald spazieren ging, begegnete ich einem kleinen Eichhörnchen. Es saß traurig da, hatte seine Schultern bis an die Ohren gezogen, den Blick zum Boden gerichtet. Alles was es mit sich trug, war der kleine Beutel, in dem nicht mehr als eine Haselnuss hinein passte.
Es merkte kaum, dass ich seinen Weg passierte.

"Hey, wieso sitzt du hier, so ganz allein in der Kälte? Ist es nicht schon längst an der Zeit, sich hinzulegen und auf den Frühling zu warten?," fragte ich es. 
"Ich habe keine Lust zu schlafen... Lass mich einfach hier sitzen und geh deinen Weg." Es schaute nicht einmal hoch, als es antwortete. 
Also setzte ich mich zu ihm. "Was ist passiert?"
Vielleicht war es Glück, vielleicht auch einfach nur der Umstand, dass wir uns nie wieder sehen würden. Aber das Eichhörnchen begann zu erzählen.
Es habe in einem Waldstück gelebt, ein paar Abzweigungen von diesem hier entfernt. Doch seitdem es auf der Welt war, war es immer das kleinste, unscheinbarste Tier von allen anderen, die dort gemeinsam mit ihm lebten. Die Arbeiten wurden ihm immer abgenommen oder auch erst gar nicht um seine Hilfe gebeten, weil es ja sowieso zu schwach und klein war. Wenn es dann mal von sich aus mit anpacken wollte, machten sie sich über es lustig.
"Ich war ihnen nie gut genug. Natürlich liegt das an mir selbst, ich hätte vielleicht öfter helfen können. Aber ich hatte einfach Angst, etwas falsch zu machen. Und dann würden sie nur noch mehr lachen, dachte ich immerzu. Und dann kam ich auf den Gedanken, einfach fort zu gehen..."
In meinem Kopf schwirrten Fragen umher, die ich mit dem Eichhörnchen teilen wollte.

"Wieso wollen wir schlecht über Unseresgleichen reden? Damit setzen wir die Suppe der Selbstzweifel doch erst an. Würde niemand erst auf den Gedanken kommen, dass jemand schlecht über ihn rede, dann müsste er auch nicht an sich selbst zweifeln..." 


"...ich habe mich immerzu gefragt, was die Anderen denn über mich denken. Dabei wuchs die Angst in mir... Aber vielleicht könnte ich mir auch einfach sagen, die anderen denken gar nicht." 

Das Eichhörnchen sah zu mir herauf und grinste. 

"Was ist?," fragte ich, verwundert über seine Reaktion.

"Na verstehst du das denn nicht? Wenn du denkst, die anderen denken nicht, dann brauchst du dir auch gar nicht denken, was andere denken und dann denkst du auch nicht so viel!"

# einfach das machen, was dich glücklich macht, egal was andere denken (könnten)
# einfach das sagen, was du denkst, egal was andere denken
# ich mach mir die Welt widewide wie sie mir gefällt :)

12. Oktober 2017

Staub in meinem Kopf

"Die meisten Menschen wollen nicht eher schwimmen, als bis sie es können." Ist das nicht witzig? Natürlich wollen sie nicht schwimmen! Sie sind ja für den Boden geboren, nicht fürs Wasser. Und natürlich wollen sie nicht denken; sie sind ja fürs Leben geschaffen, nicht für's Denken! 
Ja und wer denkt, wer das Denken zur Hauptsache macht, der kann es darin zwar weit bringen, aber er hat doch eben den Boden mit dem Wasser vertauscht und einmal wird er ersaufen. 

Steppenwolf, Hermann Hesse

Wie ein Staubkörnchen, das in der Luft umher fliegt. Ich starre es an. Betrachte es von allen Seiten. In mir ein Gefühl, dass dieses Staubkörnchen einfach nur da ist. Ich strecke meine Hände aus und fange es ein. Immer mehr und mehr Staubkörnchen möchte ich einfangen. Ich werde angetrieben, von einer Kraft in mir, die ich nicht steuern kann. Was ist das in mir? Wieso bringt es mich dazu, all diesen Staub zu fangen? Wo soll ich damit hin? 



6. Juli 2015

Erwartungen

Was ist das eigentlich immer mit diesen Erwartungen ? Sobald man etwas plant, sobald etwas ansteht, sind sie da. 

Es ist dunkel. Wir rennen. Bis das Wasser unsere Beine umkreist. Unsere Körper verschluckt.
Heute Nacht sind wir unsterblich. 
Doch in Wahrheit sitze ich am Strand. Du bist irgendwo anders. Mit irgendjemand anders. Und die Zeit verstreicht. Einfach so. Wir können nichts dagegen tun. Können es nicht wieder zurückdrehen und anders machen.

Alles was uns bleibt sind die Erinnerungen. An das was war. An all die Momente, die wir erlebt haben. Die Erwartungen sind letztendlich egal. Hinterlassen Enttäuschungen. Aber manchmal auch Überraschungen. Weil wir nie damit gerechnet haben. Es uns nicht mal erträumen hätten können. 

Wir stehen in der ersten Reihe. Nach und nach kommen sie auf die Bühne. Zwischen uns nur ein paar Meter Entfernung. Diese Stimme. Wir schweben. Lassen uns in ihren Worten fallen. Bis sie auf einmal vor uns stehen. Wir hören ihre Worte. Riechen ihre Körper. Sehen in ihre Augen. Und reden mit ihnen. Fassen sie an. Jetzt sind sie wie wir. Einfach da.

Der Moment soll nie vergehen. Doch er vergeht viel zu schnell. 

7. April 2015

Ich laufe den Weg entlang, spüre die winzig kleinen Kieselsteine unter meinen Füßen. Man sieht hier viele Leute, die sich in alle Richtungen verteilen. Doch mein Blick bleibt bei einem hängen. Ich sehe ihn an, überlege, wie alt er wohl sein mag. Er könnte genauso alt sein wie ich, sieht jung und sportlich aus. Seine Haare sind kurz geschnitten, aber auch ein bisschen zottelig. Er kommt auf mich zu. Kommt mir Stück für Stück näher. Ich blinzle und erkenne, dass er gar nicht jugendlich ist, sondern ein erwachsender Mann. Er wirkt erschöpft und sieht müde aus. Seine Augen sind von dunklen Ringen untermalt. Auch haben sich ein paar Falten auf seinem Gesicht niedergelassen. Die Zeit, in der er jung war, in der ihm alles offen stand und er so viele Pläne hatte, was er in seinem Leben machen möchte, liegt weit hinter ihm. Vielleicht hat er es geschafft, seine Ziele zu verwirklichen und hat sein Leben gelebt, so wie er es sich immer erträumt hatte. Doch vielleicht denkt er auch gerade an all das, was er vor hatte, an all die Chancen, die er nicht genutzt hat und an den Berg voller unbezahlter Rechnungen, der zu Hause auf ihn wartet. Und redet sich ein, dass er trotz allem glücklich sein kann, da er Arbeit hat und ein Dach über dem Kopf, doch gleichzeitig spürt er dieses stechende Gefühl, das jeden einzelnen Tag an ihm nagt.